Dänische Südsee im Spätsommer - Nina Schubert

Freie Platzwahl im Paradies

Rechtzeitiges Kommen sichert auf der dänischen Insel Lyø nicht nur die besten Plätze, sondern überhaupt einen Platz. Denn schließlich ist der Hafen auf dieser verwunschenen Insel immer voll. Eigentlich. Doch auf einem September-Törn vor einiger Zeit hatten wir freie Platzwahl. Ein Spätsommer-Wochenende, wie im Märchen.

Dänische Südsee - Sejlerens 2

Die Saison wird immer kürzer. Bereits Anfang September haben Hafenmeister & Co. mit dem Kranen ins Winterlager fast mehr zu tun als mit dem Kassieren des Hafengeldes. Dabei schenkt uns der kalendarische Herbstanfang häufig noch traumhafte Segeltage. Ende September lohnt es sich, noch mal in See zu stechen, wie wir vor einiger Zeit herausfanden.

Eine mäßige Brise brachte uns von Eckernförde gen Norden. Törnziel des Tages: Mommark auf Als. Die Sonne hat noch die Kraft, mit ihren warmen Strahlen unsere Gesichter zu wärmen. Die Flensburger Förde zeigt sich von ihrer besten Seite. Am Nachmittag erreichen wir Mommark. Wir legen am Schwimmsteg an. Zugegeben: Man merkt, dass zu dieser Jahreszeit der Service schon reduziert wird. Auf den Stegen haben die Möwen ihre Geschäfte verrichtet; es ist schwer, ein Fleckchen ohne Fleckchen zu finden.

Nicht mehr viele Segler haben sich an diesem Wochenende hierher aufgemacht. Unser Glück, so teilen wir die Hafenidylle nur mit wenigen anderen. Ein kleiner Rundgang ist obligatorisch. Die Sanitäreinrichtungen sind geöffnet, es ist alles sauber und warm. Sogar das kleine Restaurant hat noch auf. Nach einem kleinen Abstecher zum Strand nutzen wir das letzte Tageslicht zum Kochen und Schlemmen im Cockpit. Der Preis der Idylle: Zu dieser Zeit geht die Sonne früher unter, es wird früher frisch und feucht im Schiff. Und auch am nächsten Tag sehen wir, dass der Sommer vorbei ist. Dichter Nebel lässt uns nur wenige Meter weit schauen. Aber wir wollen ja auch nicht mehr weit. Acht Meilen ist Lyø von Mommark entfernt.

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Nachdem sich der Nebel am Vormittag etwas gelegt hat, wagen wir bei absoluter Flaute unter „Dieselfock“ den Sprung auf die kleine Nachbarsinsel. Auf dem Weg reißt der Himmel auf, wir werden belohnt mit strahlendem Spätsommerwetter. Im Hafen liegen nur wenige Schiffe, wir haben die Wahl. Nach dem Festmachen und Klarieren geht’s zum Spaziergang ins „Dorf“. Auf der Insel scheint die Zeit stillzustehen. Kleine Reetdachhäuser schmiegen sich aneinander, Autos sieht man kaum. Wir fühlen uns wie auf einer Zeitreise ins vorherige Jahrhundert. Sonnenstrahlen bringen die goldenen Blätter an den Bäumen zum Leuchten. Wir bummeln ziellos durch die Straßen, besichtigen die kleine Kirche, staunen über die freilaufenden Enten  und Hühner auf den Wegen und freuen uns über „Dansk Honning“ von glücklichen Bienen der Insel. Zurück am Schiff lassen wir weiter die Seele baumeln – hier genießt man einfach. Am Abend verwöhnt uns ein atemberaubender Sonnenuntergang. Am nächsten Tag heißt es Abschied nehmen von dieser Idylle. Ein kräftiger Nordwest  bringt uns schnell zurück nach Eckernförde. Ein Törn, der nach Wiederholung schreit. Vielleicht dieses Jahr – im Spätsommer.

 

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