20 Jahre Hafenmeister

Mit Humor und Sachverstand

„Auch andere Orte haben schöne Häfen, aber in Schleswig ist es am schönsten“, sagt Harald Eschen mit einem Augenzwinkern. Seit dem Jahr 2000 ist er im Schleswiger Stadthafen tätig und bringt genau die richtigen Attribute für den Job als Hafenmeister mit: Affinität zum Wasser, technischen Sachverstand, Menschenliebe, Geradlinigkeit, Nerven wie Stahlseile und eine gute Prise Humor.

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Einen trubeligen Sommertag lässt Hafenmeister Harald Eschen gerne in Ruhe ausklingen, um „runterzukom­men“. Wenn die abendliche Runde im Hafen abgeschlossen ist, alle Anliegen geklärt sind und die Gäste im Schleswiger Stadtha­fen einen Sundowner an Deck zu sich neh­men oder mit Blick auf die Schlei ein Dinner in einem der Gastronomiebetriebe genießen, lässt Harald Eschen seinen Blick über den hei­mischen Gartenteich schweifen. „Hauptsache Wasser“, lacht er.

Mit Leidenschaft im und auf dem Wasser

Die Verbundenheit zum Wasser und die Leiden­schaft für die Schifffahrt wurden dem gebürti­gen Ostfriesen quasi in die Wiege gelegt. Schon der Großvater mütterlicherseits hatte als Kapi­tän die sieben Weltmeere bereist, und auch sein Vater folgte dem Ruf der See und arbeitete sich vom Schiffsjungen zum Schiffsführer hoch. Gut erinnert sich Harald Eschen an die ersten Male, die er seinen Vater begleiten durfte: „Die Voraussetzung für die Erlaubnis meiner Mut­ter, dass ich in den Ferien mit an Bord durfte, war, dass ich schwimmen konnte. Ich glaube, sie hat sich gewundert, wie schnell ich das lernte“, schmunzelt er. Ebenso schnell lernte er das Rudern und das Wriggen, das Fortbewegen eines Bootes mit nur einem, mittig ausgerichte­ten Ruder. „So habe ich schon als Junge ein 7,50 Meter langes, schweres Arbeitsboot mit einem Sechs-PS-Motor durch Bremerhaven geschip­pert“, erzählt Harald Eschen.

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Bevor es für Harald Eschen auf dem Wasser wei­terging, folgte zunächst ein längerer Landgang: Anfang der 1980er-Jahre trat er seinen Wehr­dienst an. Statt zur Marine kam er zur Luftwaffe, nach dem Grundwehrdienst folgten sechs Jahre als Tankanlagenmechaniker auf dem Flugplatz in Hohn bei Rendsburg. Mit einer Anstellung als Kraftfahrer bei der Stadt Schleswig rückte die Wasserkante wieder in Sichtweite. Als im Jahr 2000 dann eine Stelle im Schleswiger Stadtha­fen frei wurde, zögerte Harald Eschen nicht eine Sekunde. Zwei Jahre später hatte er das A-Patent in der Tasche und den Posten als Hafenmeister inne. Dass er also in diesem Jahr 20-jähriges Jubiläum hat, hätte er fast vergessen. „Die Zeit ist unglaublich schnell vergangen, gleichzeitig hat sich wahnsinnig viel getan“, sagt Harald Eschen. 72 Liegeplätze und 15 Stellplätze für Wohnmobile gab es damals im Hafen, mittlerweile sind es 185 Liegeplätze und 45 Wohnmobilstellplätze.

Ausgezeichnete Lage

Im Sommer sind die Liegeplätze des Schles­wiger Stadthafens gut belegt. Die idyllische Lage am Ende der Schlei, der St. Petri-Dom in Sichtweite, die Innenstadt in Fußnähe und das Weltkulturerbe Haithabu gleich gegenüber machen den Hafen für Gast-und Dauerlie­ger zur Top-Adresse. Gleichzeitig punktet der Hafen mit abwechslungsreicher Gastronomie und entspanntem Urlaubsfeeling. Komfortab­le Strom-und Wasserentnahmeanlagen und Entsorgungseinrichtungen sowie topmoderne Sanitäranlagen sind weitere Pluspunkte, die den Hafen zum beliebten Ankerpunkt machen. „Wir haben glücklicherweise den Vorteil der langen Kaimauer, sodass wir eigentlich immer noch einen Platz für unsere Gäste finden. Zur Not legt man sich eben ins Päckchen“, weiß Harald Eschen.

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Für Sicherheit und Leichtigkeit

Seinen Arbeitstag beginnt Harald Eschen am liebsten frühmorgens zwischen 6 und 7 Uhr. Während über dem Hafen noch friedliche Ruhe liegt, nutzt er die Zeit für konzentrierte Bürotä­tigkeiten und den allmorgendlichen Rundgang. Mit wachsamem Auge überprüft er die Lage. Sind neue Gastlieger angekommen? Ist an den Stegen alles in Ordnung? Wie auch bei seiner Abendrunde wirft er einen Blick auf die Leinen­längen, denn so manch einer hat sich schon sehr verschätzt, was die variierenden Wasserstände angeht. „Besonders im Frühjahr und im Herbst, wenn wir stärkeren Wind oder gar Sturm haben, herrschen starke Windgezeiten, die locker mal um 1,50 Meter Unterschied ausmachen“, weiß Eschen. Wenig später erwacht auch schon das Leben am Hafen. Mit einem herzlichen Moin begrüßt Harald Eschen die Gäste, die mit Kultur­tasche ausgerüstet die Waschräume aufsuchen. Der Hafenmeister ist sicher, dass sie hier mit einem Lächeln wieder herauskommen.

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Mit den Bedürfnissen gewachsen

Denn seinen ausgezeichneten Ruf hat der Schleswiger Stadthafen auch den sanitären Anlagen zu verdanken. Dafür, dass immer alles blitzeblank ist, sorgt Putzfee Antje Baggendorf. „Antje ist unsere Geheimwaffe“, lacht Harald Eschen. Sie hält nicht nur die Sanitäranlagen tipptopp sauber und hat immer ein freundli­ches Lächeln für die Gäste, sie hilft auch im Büro, wenn Not am Mann ist.

Die Einrichtungen sind ein glänzendes Beispiel für die Kundenorientiertheit der Stadtwerke SH als Betreiber. Nicht umsonst wurde der Wohn­mobil-Stellplatz mehrfach durch die Leser von Europas größter Wohnmobilzeitschrift „promo­bil“ zu den besten seiner Kategorie gekürt. Eine Besonderheit ist das Konzept der „kleinen Bade­zimmer“ mit Dusche, WC und Waschbecken. „Die Idee ist entstanden, als hier ein Ehepaar zu Gast war und die Frau aufgrund einer Hüft-OP der Hilfe ihres Mannes bedurfte. Damals mussten die beiden auf die Mutter-Kind-Dusche ausweichen“, erzählt Harald Eschen. Wie die sanitären Einrich­tungen auf dem Wohnmobilstellplatz ist auch der Hafen benutzerfreundlich gewachsen. „Wir sind bei jeder Baumaßnahme einbezogen und mit unseren Bedenken und Vorschlägen gehört worden. So konnten wir viele Ratschläge aus der Praxis einbringen“, weiß Harald Eschen zu schätzen. So gibt es zum Beispiel seit 2016 einen Schwimmsteg für kleinere Segel-und Motorboo­te, der auch bei wechselndem Wasserstand eine gleichbleibende Einstiegshöhe ermöglicht.

Service wird am Schleswiger Stadthafen groß­geschrieben. Tagtäglich kümmern sich Harald Eschen und sein Kollege Michael Hofbauer um die Anliegen der Gäste. Von April bis Oktober ist das Hafenmeisterbüro von 8 bis 11 Uhr geöffnet. Zu den anderen Zeiten findet man das Team im Hafen. Zu tun gibt es immer etwas – gut, dass hier zwei Praktiker am Werk sind. Viele Dinge werden direkt vor Ort oder mithilfe des breiten Netzwerks gelöst. Mit „Marks Maritim“ ist außerdem ein Fachmarkt für Boots-und Yachtausstattung am Standort vertreten. Neben Tat ist auch Rat gefragt. Sei es der Weg zum nächsten Bäcker, nach Haithabu oder die Frage nach den Öffnungszeiten des Doms – es gibt fast nichts, auf das das Team keine Antwort hätte. Sind sprachliche Barrieren zu überwinden, hilft die Hafen-Crew auch mal bei der Termin­vereinbarung beim Zahnarzt. Apropos Sprach­barrieren: Welche Sprachen muss ein Hafen­meister denn sprechen bzw. verstehen können? „Ich spreche natürlich Englisch und verstehe Dänisch. Am weitesten kommt man aber mit Plattdeutsch. Viele der Wörter ähneln denen in anderen Sprachen, sodass man jedenfalls den Sinn erschließen kann“, ist Harald Eschen über­zeugt. Überhaupt hält er Kommunikation für wichtig.

Ende gut – alles gut

„Sprechenden Menschen kann geholfen wer­den“, lautet eines von Harald Eschens Mottos. Und wenn ein Problem an ihn herangetragen wird, ist die Lösung meist nicht fern. „Neulich kam ein älteres Seglerpaar auf mich zu, das nur noch schwer den Ein-und Ausstieg auf ihr geliebtes Boot schaffte. Wir konnten dann einen längsseitigen Liegeplatz zuweisen. Wenn ich den beiden damit noch ein oder zwei erfüllte Saisons bescheren kann, habe ich meine Auf­gabe erfüllt“, lächelt der Hafenmeister. Denn er weiß: Für manche endet mit der Aufgabe des Bootes ein Lebensabschnitt. Dennoch ist das oft nicht das Ende unbeschwerter Urlaube im Schleswiger Stadthafen. Denn viele ehemalige Segler sind nun Wohnmobilisten und kommen jedes Jahr wieder. Dann wird der Schleswiger Stadthafen eben über Land angefahren. Haupt­sache Schleswig.


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